Pseudoskorpione (Arachnida: Pseudoscorpiones)

Pseudoskorpione sind winzige Gliederfüßer, die man ohne Lupe oft kaum wahrnehmen kann. Trotz ihrer skorpion- oder krebsähnlichen „Scheren“ sind sie weder direkt mit Skorpionen verwandt noch besitzen sie einen Stachel. Die 50 in Deutschland einheimischen Pseudoskorpionarten und -unterarten gehören jedoch, wie auch die Skorpione, zur Klasse der Spinnentiere.

Verbreitung als blinde Passagiere

Einige Vertreter der Pseudoskorpione haben vergleichsweise große Verbreitungsgebiete. Indem sie sich vorübergehend an Fluginsekten oder andere Tiere heften, gelingt es ihnen, ohne selbst Energie aufzuwenden, sich über größere Entfernungen transportieren zu lassen. Die Nutzung anderer Lebewesen als Transportmittel nennt man Phoresie.

Der nützliche Bücherskorpion

Die Mehrzahl der einheimischen Pseudoskorpione lebt bodennah im Falllaub von Wäldern, in Moospolstern oder unter loser Baumrinde. Eine der wenigen Arten mit ganz anderer Lebensweise ist der nur wenige Millimeter große Bücherskorpion. Er kommt nicht nur in trockenen Orten wie Vogelnestern und Viehställen vor, sondern auch in Wohngebäuden. Dort macht er als nützlicher Räuber Jagd auf Milben, Staub- und Bücherläuse. Der Bücherskorpion ist auch in Bienenstöcken ein gern gesehener Gast, da er dort die schädlichen Varroa-Milben frisst.

Wie geht es den Pseudoskorpionen?

Aktuell gelten 22 % der Pseudoskorpion-Arten und -Unterarten als bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben. Die Anzahl, die als extrem selten eingestuft werden, ist mit 14 % relativ hoch. Ungefährdet sind 46 %, für 18 % ist die Datenlage für eine Einschätzung unzureichend.

Pseudoskorpione sind sehr stark von ihren arttypischen Lebensräumen abhängig. Gehen wichtige Strukturen in den Lebensräumen verloren, so werden auch die Bestände gefährdet. Sehr viele Pseudoskorpionarten benötigen Totholz. Diese Arten sind in den heutigen Wirtschaftswäldern kaum noch vorhanden. Für andere Arten ist die Erhaltung von Mooren und naturnahen Flussufern überlebenswichtig.

Aktuelle Rote Liste

(Stand April 2008, einzelne Änderungen und Nachträge bis August 2015)

Muster, C. & Blick, T. (2016): Rote Liste und Gesamtartenliste der Pseudoskorpione (Arachnida: Pseudoscorpiones) Deutschlands. – In: Gruttke, H.; Balzer, S.; Binot-Hafke, M.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Ries, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 4: Wirbellose Tiere (Teil 2). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (4): 539–561.

Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.

Gesamtartenliste

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Rote-Liste-Kategorie
A
Allochernes peregrinus Lohmander, 1939 Ungefährdet
Allochernes powelli (Kew, 1916) Ungefährdet
Allochernes wideri (C.L. Koch, 1843) Ungefährdet
Anthrenochernes stellae Lohmander, 1939 Stark gefährdet
Apocheiridium ferum (Simon, 1879) Ungefährdet
C
Cheiridium museorum (Leach, 1817) Gefährdung unbekannten Ausmaßes
Chelifer cancroides (Linnaeus, 1758) Ungefährdet
Chernes cimicoides (Fabricius, 1793) Ungefährdet
Chernes hahnii (C.L. Koch, 1839) Ungefährdet
Chernes nigrimanus (Ellingsen, 1897) Gefährdung unbekannten Ausmaßes
Chernes vicinus (Beier, 1932) Gefährdung unbekannten Ausmaßes
Chthonius alpicola Beier, 1951 Extrem selten
Chthonius boldorii Beier, 1934 Ungefährdet
Chthonius fuscimanus Simon, 1900 Daten unzureichend
Chthonius heterodactylus Tömösváry, 1882 Extrem selten
Chthonius ischnocheles (Hermann, 1804) Ungefährdet
Chthonius kewi Gabbutt, 1966 Daten unzureichend
Chthonius nidicola Mahnert, 1979 Extrem selten
Chthonius orthodactylus (Leach, 1817) Daten unzureichend
Chthonius poeninus Mahnert, 1979 Extrem selten
Chthonius submontanus Beier, 1963 Ungefährdet
Chthonius tenuis L. Koch, 1873 Daten unzureichend
Chthonius tetrachelatus (Preyssler, 1790) Ungefährdet
Chthonius tuberculatus Hadži, 1937 Daten unzureichend
D
Dactylochelifer latreillii latreillii (Leach, 1817) Ungefährdet
Dactylochelifer latreillii septentrionalis Beier, 1932 Gefährdung unbekannten Ausmaßes
Dendrochernes cyrneus (L. Koch, 1873) Gefährdet
Dinocheirus panzeri (C.L. Koch, 1836) Gefährdung unbekannten Ausmaßes
L
Lamprochernes chyzeri (Tömösváry, 1882) Ungefährdet
Lamprochernes nodosus (Schrank, 1803) Ungefährdet
Larca lata (H.J. Hansen, 1884) Daten unzureichend
Lasiochernes pilosus (Ellingsen, 1910) Daten unzureichend
M
Mesochelifer ressli Mahnert, 1981 Ungefährdet
Microbisium brevifemoratum (Ellingsen, 1903) Gefährdet
Microbisium suecicum Lohmander, 1945 Daten unzureichend
Mundochthonius styriacus Beier, 1971 Gefährdet
N
Neobisium carcinoides (Hermann, 1804) Ungefährdet
Neobisium crassifemoratum (Beier, 1928) Ausgestorben oder verschollen
Neobisium dolomiticum Beier, 1952 Extrem selten
Neobisium erythrodactylum (L. Koch, 1873) Ungefährdet
Neobisium fuscimanum (C.L. Koch, 1843) Ungefährdet
Neobisium hermanni Beier, 1938 Extrem selten
Neobisium simile (L. Koch, 1873) Ungefährdet
Neobisium simoni (L. Koch, 1873) Ungefährdet
Neobisium sylvaticum (C.L. Koch, 1835) Ungefährdet
P
Pselaphochernes dubius (O. P.-Cambridge, 1892) Ungefährdet
Pselaphochernes scorpioides (Hermann, 1804) Ungefährdet
R
Roncus lubricus L. Koch, 1873 Extrem selten
S
Syarinus strandi (Ellingsen, 1901) Gefährdet
W
Withius piger (Simon, 1878) Daten unzureichend