Trommelwolf, Inntaler Nachtjäger, Gestreifter Federfuß & Co.: Spinnen erhalten deutsche Namen

Um der Öffentlichkeit besseren Zugang zur verborgenen Welt der Spinnentiere zu vermitteln, hat die Arachnologische Gesellschaft eine Liste aller einheimischen Spinnen erstellt -­ und zwar mit deutschem Namen. Die Namensliste behandelt mehr als 1000 Arten und Gattungen, viele davon erhalten hier zum ersten Mal einen deutschen Namen.

Wissenschaftliche Zungenbrecher wie Leptorhoptrum robustum oder Acantholycosa lignaria können auch hochmotivierte Naturfreunde abschrecken: Das Fehlen von allgemein akzeptieren deutschen Namen für die meisten Arten war lange Zeit eine Hürde beim Zugang zur vielfältigen deutschen Spinnenfauna. Gerade die kleinen, unauffälligen Arten, die besonders häufig durch den Verlust ihrer Lebensräume bedroht sind, haben unter der fehlenden öffentlichen Wahrnehmung zu leiden. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat die Arachnologische Gesellschaft e.V. eine Liste mit deutschen Namen für alle einheimischen Spinnenarten veröffentlicht. Die deutschen Spinnennamen sind jetzt auch in der Arten-Suchmaschine des Rote-Liste-Zentrums zu finden.

Aus dem wissenschaftlichen Namen Leptorhoptrum robustum wird die Starkkieferspinne - ein winziges Spinnchen, das einen kräftigen Kiefer hat - und Acantholycosa lignaria heißt nun auf Deutsch Totholz-Stachelwolf, nach dem typischen Lebensraum und den stacheligen Beinen dieser in Deutschland extrem seltenen Art.

Wie alle Wolfspinnen besitzt der Trommelwolf acht Augen.

Wer im Wald leise Trommelwirbel hört, vermutet nicht, dass ein winziger „Wolf“ dahinter steckt: Artportrait.

Foto: Dr. Jørgen Lissner

Die Namensliste behandelt mehr als 1000 Arten und Gattungen, und viele davon erhalten hier zum ersten Mal einen deutschen Namen, vom Periskop-Zierköpfchen (Walckenaeria acuminata), dem Inntaler Nachtjäger (Haplodrassus aenus) bis zum Gestreiften Federfuß (Uloborus walckenaerius) und dem Trommelwolf (Hygrolycosa rubrofasciata). Auch mittlerweile häufiger anzutreffende und interessante Neuankömmlinge wie die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) oder das Sandwichspinnchen (Silhouettella loricatula) erhalten einprägsame Populärnamen.

Die Liste wurde gemeinsam von professionellen Arachnologen und interessierten Laien erstellt, die unter dem Dach der Arachnologischen Gesellschaft e.V. vereinigt sind. Die neu etablierten Namen werden bereits in zahlreichen Online-Portalen verwendet und sollen natürlich  auch bei der nächsten Aktualisierung der Roten Liste der Spinnentiere integriert werden. Auf diese Weise soll die deutsche Namensliste helfen, Bürgerinnen und Bürgern Zugang zu der verborgenen Welt der Spinnentiere zu vermitteln und den Achtbeinern auch in Politik, Verwaltung und Planungsbüros die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Die Namensliste der einheimischen Spinnen ist in Heft 59 der Arachnologischen Mitteilungen erschienen und als Open Access Artikel frei verfügbar. Er steht auf der Homepage der Arachnologischen Gesellschaft  zum Download bereit.

Der in Deutschland extrem seltene Totholz-Stachelwolf wird in der bundesweiten Roten Liste der Spinnen als stark gefährdet aufgeführt.

Der in Deutschland extrem seltene Totholz-Stachelwolf (Acantholycosa lignaria) aus der Familie der Wolfspinnen wird in der bundesweiten Roten Liste der Spinnen als stark gefährdet aufgeführt. Zudem trägt Deutschland für den weltweiten Erhalt dieser Art eine besondere Verantwortung, weil hier hochgradig isolierte Populationen leben. Dem nur  6-8 mm großen Tier macht der Verlust seines Lebensraumes – abgestorbenes, von Sonne beschienenes Holz in Gebirgswäldern – durch intensive Waldbewirtschaftung zu schaffen.

Foto: Dr. Christian Komposch