Neues Datenportal für Netzflügler erleichtert das Erfassen und Auswerten von Nachweisdaten

Ob Ameisenjungfern, grüne Florfliegen oder Kamelhalsfliegen – mit dem Datenportal „Neuropteren Deutschlands“ wird es künftig leichter, Beobachtungsdaten von diesen und vielen weiteren Netzflüglern (Neuropteren) zu erfassen und für den Naturschutz und die Roten Listen zu verwenden.

Bonn, 12. März 2020

Das Portal wurde vom Rote-Liste-Zentrum im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz entwickelt, denn für die Gefährdungseinstufung einer Art in den bundesweiten Roten Listen sind gute Datengrundlagen unerlässlich. Rote Listen zeigen den Handlungsbedarf für die Erhaltung von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten auf und dokumentieren in den enthaltenen Gesamtartenlisten den Status und die Bestandsentwicklung der in Deutschland etablierten Arten.

„Neuropteren Deutschlands“ ist ein Portal für alle diejenigen, die Nachweisdaten zu Netzflüglern online eingeben und sich dazu mit weiteren Expertinnen und Experten austauschen wollen: https://neuropteren.rotelistezentrum.de . Sie können Einzelbeobachtungen punktgenau erfassen oder auch Kartier-/Artenlisten anlegen, die eine schnelle Dateneingabe zu mehreren Arten an einem Ort ermöglichen. Darüber hinaus bietet das Datenportal die Möglichkeit, sich die eigenen sowie die aggregierten Verbreitungsdaten anderer Beobachterinnen und Beobachter kartographisch darstellen zu lassen.

Ziel des Datenportals ist das Zusammenführen von verstreuten Beobachtungs- und Sammlungsdaten aus Deutschland. Gleichzeitig wird hiermit der fachliche Austausch zwischen interessierten Personen und auch die Einbindung von „Einsteigern“ in diese Artengruppe gefördert. Mit den Daten wird ein Überblick über aktuelle und historische Vorkommen der Arten ermöglicht. In das Datenportal können sowohl Daten aus gezielten Kartierungen eingegeben werden als auch solche aus so genannten „Beifängen“, also Nachweise, die bei der gezielten Suche nach anderen Artengruppen festgestellt, aber bisher nicht zentral dokumentiert wurden.

Gerade die Netzflügler gehören zu den Organismengruppen, die in der Planungspraxis häufig nicht gezielt erfasst werden. Mithilfe des Datenportals können nun alle verfügbaren Nachweisdaten zentral zusammengestellt und geprüft werden. Diese Daten werden für die Erstellung der Roten Listen der Netzflügler verwendet, können aber auch für die Naturschutzplanung sowie für weitere wissenschaftliche Auswertungen genutzt werden.

„Mit diesem Datenportal wollen wir den Expertinnen und Experten ein Werkzeug an die Hand geben, das es ihnen erleichtert, die Datengrundlagen für die Rote Liste der Netzflügler zu verbessern“, so Margret Binot-Hafke, Leiterin des Rote-Liste-Zentrums in Bonn, „Die Erarbeitung bundesweiter Roter Listen erfolgt hauptsächlich ehrenamtlich und mit großem persönlichen Einsatz – dieses Engagement wollen wir aktiv unterstützen.“

Die Florfliege Pseudomallada prasinus (Foto) ist wie die allgegenwärtige Gemeine Florfliege Chrysoperla carnea eine Vertreterin der Familie der Grünen Florfliegen.

Die Florfliege Pseudomallada prasinus (Foto) ist wie die allgegenwärtige Gemeine Florfliege Chrysoperla carnea eine Vertreterin der Familie der Grünen Florfliegen.

Foto: Dr. Axel Gruppe

Dr. Axel Gruppe, Sprecher des „Arbeitskreises Neuropteren“ der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE) und fachlicher Betreuer des Datenportals „Neuropteren Deutschlands“, weist auf die Chancen insbesondere für den wissenschaftlichen Nachwuchs hin: „Das Portal „Neuropteren Deutschlands“ ist eine gute Möglichkeit, mit Netzflügler-Spezialisten aber auch mit anderen interessierten Entomologinnen und Entomologen in Kontakt zu kommen, die sich für diese Artengruppe interessieren. Wir wollen durch das Portal die Netzflügler für einen breiteren Interessentenkreis attraktiv machen und zeigen, wo regional ein Bearbeitungsdefizit besteht. Im Arbeitskreis freuen wir uns immer über neue Mitglieder!“

Steffen Potel vom BUND Landesverband Saarland ergänzt: „Für die Nutzung des Portals registrieren können sich Privatpersonen oder auch Mitglieder von Vereinen oder Verbänden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fachbehörden. Die eingegebenen Nachweisdaten werden von Expertinnen und Experten des „Arbeitskreises Neuropteren“ der DGaaE auf Plausibilität geprüft.“

Über die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE)

Die DGaaE ist die größte mitteleuropäische entomologische Gesellschaft, mit mehr als 800 Mitgliedern sowie offiziellen Publikationsorganen. In der DgaaE sind die in Forschung und Praxis beruflich und aus Berufung tätigen Entomologinnen und Entomologen vereinigt. Aufgabe der Gesellschaft ist es, das Wissen über Entomologie und die Erforschung entomologischer Probleme zu fördern. Sie verleiht mehrere Preise und veranstaltet alle zwei Jahre die Deutsche Entomologentagung, das größte entomologische Ereignis im deutschsprachigen Raum sowie jeweils um ein Jahr versetzt einen Workshop (Insekten-Konferenzen) zu ausgewählten aktuellen Themen der Angewandten Entomologie. Weitere Informationen: www.dgaae.de .

Über die Roten Listen und das Rote-Liste-Zentrum

Rote Listen sind wissenschaftliche Fachgutachten und dienen insbesondere der Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungssituation der Arten. Sie sind u.a. Datenquelle für gesetzgeberische Maßnahmen, Grundlage und Argumentationshilfe für raum- und umweltrelevante Planungen und zeigen Handlungsbedarf für die Erhaltung von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten auf. Die bundesweiten Roten Listen werden von rund 550 Fachleuten erarbeitet. Weitere rund 20.000 Personen haben in den letzten Jahren Beobachtungsdaten dafür bereitgestellt. Diese Arbeiten werden hauptsächlich ehrenamtlich erbracht. Die Roten Listen der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands werden vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben.

Das Rote-Liste-Zentrum koordiniert im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz seit 2019 die Erstellung der bundesweiten Roten Listen der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Es begleitet und unterstützt die jeweiligen Expertinnen und Experten fachlich, organisatorisch und finanziell. Das Rote-Liste-Zentrum ist beim DLR Projektträger in Bonn angesiedelt. Weitere Informationen: www.rote-liste-zentrum.de .

Bonn, 12. März 2020