Neue Rote Liste Baden-Württemberg: Farn -und Blütenpflanzen

Rund einem Drittel der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs geht es schlecht. Dies geht aus der aktualisierten Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen vor, die die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) am 19.10.2023 vorgestellt hat. Dabei ist der Anteil der gefährdeten Arten im Vergleich zur letzten Roten Liste von 1999 auf vergleichbarem Niveau. Bei den einzelnen Arten ist aber oft ein Unterschied erkennbar: Es gibt sowohl Gewinner als auch Verlierer.

Die Ergebnisse im Detail

Die neue Rote Liste enthält eine Beurteilung der aktuellen Gefährdungssituation der 2.260 in Baden-Württemberg vorkommenden Arten. Mehr als ein Drittel davon sind aktuell gefährdet, ausgestorben oder potenziell gefährdet.

Die Sand-Silberscharte, eine Art der Sand-Trockenrasen, gilt sowohl in Baden-Württemberg als auch bundesweit als „stark gefährdet“. Foto: Michael Waitzmann.

Die Sand-Silberscharte, eine Art der Sand-Trockenrasen, gilt sowohl in Baden-Württemberg als auch bundesweit als „stark gefährdet“.

Foto: Michael Waitzmann.

  • Ausgestorben oder verschollen sind 69 Farn- und Blütenpflanzen, u. a. Zwerggras, Acker-Knorpelkraut und Echte Flachsnelke.
  • Akut vom Aussterben bedroht sind 119 Arten, darunter Flammen-Adonisröschen, Zierliche Sommerwurz und Moor-Binse.
  • Stark gefährdet sind 255 Arten eingestuft, z. B. Frauenschuh, Bodensee-Vergissmeinnicht und Heideröschen.
  • Gefährdet sind 222 Arten.
  • 159 Arten stehen auf der Vorwarnliste

Gewinner und Verlierer

Für einige Pflanzenarten spiegelt sich in den vorliegenden Daten die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen der vergangenen Jahre wider, meldet die LUBW, darunter die Sand-Silberscharte oder die Wilde Weinrebe. Sie waren in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht und sind dort nun „nur noch“ als stark gefährdet eingestuft. Der Bestand anderer Arten hat sich verschlechtert, meist aufgrund des Verlustes oder der Verschlechterung ihrer Lebensräume. Insgesamt ist der Anteil gefährdeter Arten im Vergleich zur letzten veröffentlichten Roten Liste aus dem Jahr 1999 unverändert geblieben.

Weniger gefährdet als vor 20 Jahren sind Arten, die gegenüber Wärme und Trockenheit tolerant sind, wie manche Orchideenarten. So haben sich beispielsweise die Bestände des Pyramiden-Knabenkraut in den letzten beiden Jahrzehnten durch Maßnahmen zum Erhalt von Magerrasen stabilisiert und infolge von Klimaveränderungen ausgebreitet.

Ackerwildkräuter, wie der Zwerg-Gauchheil, gehören dagegen zu den Pflanzengruppen, bei denen sich die Gefährdungssituation insgesamt verschärft hat. Neben Arten seltener Offenland-Lebensräume hat sich auch bei einigen Waldarten die Situation verschlechtert, darunter Waldorchideen wie Kriechständel und Frauenschuh.

Bei der intensiven floristischen Erforschung der baden-württembergischen Landschaft wurden auch mehrere bislang als verschollen eingestufte Arten wiederentdeckt, darunter das Doldige Wintergrün.

Betrachtung von Naturräumen

In der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs wird neben der landesweiten Einstufung auch der Zustand in den einzelnen Naturräumen bewertet, da es regional oft deutliche Unterschiede gibt. So ist beispielsweise Arnika im Südschwarzwald noch relativ weit verbreitet, während sie etwa auf der Schwäbischen Alb starke Rückgänge erlitten hat und in der Rheinebene und dem Odenwald schon ausgestorben ist.

In der Roten Liste wird zudem jede Pflanzenart in ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung eingeordnet. Selbst eine als ungefährdet eingestufte Art kann eine hohe Bedeutung für den Naturschutz haben, wenn sie beispielsweise nur an besonderen Standorten wie im Magerrasen vorkommt.

Gefährdungsursachen durch veränderte Landnutzung

Für die Gefährdung von Pflanzenarten gibt es zahlreiche Ursachen. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und die daraus resultierende Anreicherung von Stickstoff in den Böden und in der Luft wirkt sich auf zahlreiche Pflanzenarten besonders stark aus. Werden extensive Landnutzungsformen aufgegeben, verschwinden Standorte, die für die Artenvielfalt wichtig sind. Auch der Flächenverbrauch durch Bebauung ist eine wesentliche Ursache für den Rückgang der Artenvielfalt im Land.

Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs

Rote Liste BW 2023.

LUBW

Hunderttausende Funddaten

Die Autoren und Botanikexperten haben im Auftrag der LUBW mit großem Aufwand hunderttausende von Funddaten ausgewertet. Als Quellen dienten neben Kartierungen der Naturschutzverwaltung auch zahlreiche Erhebungen von ehrenamtlichen Kartierenden, deren Daten unter anderem über die landesweite floristische Kartierung der staatlichen Naturkundemuseen und die Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland gesammelt werden.

Die Rote Liste steht als PDF-Datei zum Herunterladen bei der LUBW kostenlos zur Verfügung.

Weitere Informationen zur neuen Roten Liste im Blogbeitrag der LUBW und in der Pressemitteilung.


 

Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs

Breunig, T. & S. Demuth (2023): Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. – 4. Fassung, Stand 15.06.2021. – LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (Hrsg.). – Naturschutz-Praxis Artenschutz 2, 220 Seiten.

Die Rote Liste Baden-Württembergs ist beim LUBW als PDF-Datei zum Herunterladen verfügbar.

 

Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands

Metzing, D.; Garve, E.; Matzke-Hajek, G.; Adler, J.; Bleeker, W.; Breunig, T.; Caspari, S.; Dunkel, F.G.; Fritsch, R.; Gottschlich, G.; Gregor, T.; Hand, R.; Hauck, M.; Korsch, H.; Meierott, L.; Meyer, N.; Renker, C.; Romahn, K.; Schulz, D.; Täuber, T.; Uhlemann, I.; Welk, E.; Van de Weyer, K.; Wörz, A.; Zahlheimer, W.; Zehm, A. & Zimmermann, F. (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Trachaeophyta) Deutschlands. – In: Metzing, D.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek, G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 7: Pflanzen. – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (7): 13–358.

Die bundesweiten Rote-Liste-Daten sind beim Rote-Liste-Zentrum als Download verfügbar.