Moose und Flechten kartieren per App

Mit zwei neuen Apps für die Geländearbeit können Artenkundige jetzt beim Kartieren Funde erfassen und direkt an die Datenportale „Moose Deutschlands und Österreichs“ sowie „Flechten Deutschlands“ übermitteln. Damit wird es künftig leichter Beobachtungsdaten für den Naturschutz und die Roten Listen zu verwenden.

Das Datenportal Moose enthält bereits 1,6 Millionen Beobachtungen zu rund 1.500 Arten, Unterarten und Varietäten. 

Beobachtungsdaten, Nachweiskarten, Checklisten – kostenlos und verifiziert

Punktgenaue Daten, insbesondere von gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Arten, sind von großer Bedeutung für die Forschung, sowie den Natur- und Artenschutz. Die Portale „Moose Deutschlands und Österreichs“ sowie „Flechten Deutschlands“ bieten die Möglichkeit neben dem genauen Fundort auch Parameter zu Population, Standort und Lebensraum zu erfassen. Anhand dieser Daten können Schwerpunkträume für den Artenschutz und geeignete Flächen für Schutzprojekte identifiziert werden.

Die neuen Apps erleichtern das Kartieren im Gelände. Foto: RLZ

Die neuen Apps erleichtern das Kartieren im Gelände. 

RLZ

Zwei neue Apps erleichtern nun die Geländearbeit, indem Funde schon beim Kartieren digital erfasst und an das Portal übermittelt werden können. Dazu ist eine Registrierung im Datenportal Moose bzw. Flechten sowie die Installation der dort vorhandenen App erforderlich (die Apps sind nicht über Google Play oder App Store verfügbar).

„Moose Deutschlands und Österreichs“ und „Flechten Deutschlands“ sind mit ihren Verbreitungskarten Portale für alle diejenigen, die Nachweisdaten online eingeben, anschauen und sich dazu mit weiteren Expertinnen und Experten austauschen wollen. Sie können Einzelbeobachtungen punktgenau erfassen oder auch Kartier-/Artenlisten anlegen, die eine schnelle Dateneingabe zu mehreren Arten an einem Ort ermöglichen und ganze Artenlisten hochladen. Darüber hinaus können die User sich die eigenen sowie die aggregierten Verbreitungsdaten anderer Beobachterinnen und Beobachter kartographisch darstellen lassen.

Die Daten werden von der BLAM (Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e. V.) verifiziert. Der Besuch des Webportals steht grundsätzlich allen Privatpersonen oder Institutionen offen, für die Nutzung wird keine Gebühr erhoben.

Ziel der Datenportale ist das Zusammenführen von verstreuten Beobachtungs- und Sammlungsdaten. Damit soll ein Überblick über historische und aktuelle Vorkommen der Arten ermöglicht werden. Geprüfte Daten werden für Zwecke des Naturschutzes, für wissenschaftliche Auswertungen und für die Erstellung der Roten Listen der Moose und Flechten Deutschlands verwendet.

Als gemeinsames Projekt des Rote-Liste-Zentrums und der BLAM  wachsen die Datenportale seit ihrem Start im Jahr 2022 stetig: „Moose Deutschlands und Österreichs“ enthält bereits 1,6 Millionen Beobachtungen zu rund 1.500 Taxa (Arten, Unterarten und Varietäten); neben Daten aus Deutschland können inzwischen auch Funde aus Österreich erfasst werden. Im etwas später gestarteten Flechten-Portal sind derzeit 135.000 Beobachtungen zu rund 1.300 Taxa enthalten.

Moose: Eine Patchwork-Gruppe

Das Torfmoos Sphagnum warnstorfii gilt in Deutschland als selten und stark gefährdet. Bild: Dr. Steffen Caspari

Das Torfmoos Sphagnum warnstorfii gilt in Deutschland als selten und stark gefährdet. 

Bild: Dr. Steffen Caspari

Moose sind die Überlebenskünstler der Pflanzen. Sie besiedeln Pflasterritzen, Mauern und Dächer ebenso wie Wälder, Sümpfe, Hochmoore oder Felsen. Dennoch ist ein Viertel der Moos-Arten Deutschlands bestandsgefährdet, für 12 % reicht die Datenlage für eine Gefährdungseinstufung bisher nicht aus.

Die Gesamtartenliste der Moose Deutschlands umfasst 1.195 Arten, Unterarten und Varietäten. Man weiß heute, dass die drei Hauptgruppen der Moose, nämlich Hornmoose, Lebermoose und Laubmoose, nur weitläufig miteinander verwandt sind. Sie stellen in Wirklichkeit ganz eigene Abteilungen im Pflanzenreich dar, die nur aus Traditionsgründen und umgangssprachlich als „Moose“ zusammengefasst werden.

Flechten: Spezialisten unter extremen Lebensumständen

  Die Rotfrüchtige Säulenflechte (Cladonia macilenta subsp. floerkeana) gilt in Deutschland als gefährdet.  Foto: Dr. Ulrich Kirschbaum

Die Rotfrüchtige Säulenflechte (Cladonia macilenta subsp. floerkeana) gilt in Deutschland als gefährdet.

Foto: Dr. Ulrich Kirschbaum 

Flechten nehmen unter den Lebewesen eine Sonderstellung ein, denn hinter den äußerlich wie ein Organismus aussehenden Flechten verbergen sich in der Regel zwei oder mehr Arten – ein Pilz und eine Alge und/oder Blaualge. Sie sind in einer Symbiose buchstäblich miteinander verflochten. Aus Deutschland sind derzeit 2.187 Flechtenarten, 562 flechtenbewohnende Pilze und weitere 55 flechtenähnliche Pilze bekannt. Diese Zahl erhöht sich laufend, sowohl durch eine bessere Erforschung von Flechtenhabitaten, als auch durch taxonomische Untersuchungen.

Flechten wachsen auf praktisch allen Substraten und in allen Biotopen von der Gezeitenzone der Nord- und Ostsee bis in die höchsten Regionen der Alpen. Dennoch gelten rund 37 % aller aus Deutschland bekannten Flechten-Taxa (Arten, Unterarten, Varietäten) als bestandsgefährdet.

Rote-Liste-Zentrum

Das Rote-Liste-Zentrum koordiniert seit Dezember 2018 im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die Erstellung der bundesweiten Roten Listen und wird fachlich vom BfN betreut. Das Bundesumweltministerium fördert das Zentrum mit jährlich 3,1 Millionen Euro. Das Rote-Liste-Zentrum unterstützt die Autoren und Autorinnen sowie weitere beteiligte Fachleute der Roten Listen, indem es sie bei der Erstellung fachwissenschaftlich begleitet und Kosten für die Koordination, die Arbeitstreffen der Fachleute und andere vorbereitende Arbeiten übernimmt. Es betreibt außerdem verschiedene Datenportale zur Erfassung von Beobachtungsdaten: Algen, Flechten, Mollusken, Moose, Neuropteren, Pflanzen sowie Pilze.

Weitere Informationen

  • Bryologisch-Lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e. V. (BLAM
  • Bundesamt für Naturschutz (BfN
  • Rote-Liste-Zentrum (RLZ)

(Artikel veröffentlicht am 20.10.2025)