Ob das Sumpf-Läusekraut gegen Plagegeister hilft ist unklar. Sicher ist jedoch, dass die stark gefährdete Art auf sumpfige Standorte wie Moore und Feuchtwiesen angewiesen ist. Mit ihren rosafarbenen Blüten erinnert sie uns im Frühsommer daran, solche Feuchtlebensräume und die dort lebende Flora und Fauna zu schützen. Das Sumpf-Läusekraut ist unsere Art des Monats Juni.
Das seltene Sumpf-Läusekraut ist nach Bundesartenschutzverordnung „besonders geschützt“.
Foto: Dr. Steffen Caspari
Das Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris) fällt trotz seiner Höhe von bis zu 70 Zentimetern und seines aufrechten, schlanken Wuchses nur während der Blütezeit auf. Die fiederspaltigen, oft rot überlaufenen Blätter verleihen der Pflanze ein filigranes Aussehen. Die Blüten werden hauptsächlich von langrüsseligen Hummeln besucht. Nur sie können mit genügend Kraft und Geschick an den Nektar der Pflanze gelangen, indem sie die enge Kronröhre auseinanderdrücken. Auf diesem „legalen“ Weg übertragen sie auch den Pollen. Erdhummeln machen es sich dagegen einfach: Sie beißen von außen ein Loch in die Kronröhre und stehlen den Nektar, ohne die Blüten zu bestäuben.
Als Halbschmarotzer zapft das Sumpf-Läusekraut die Wurzeln seiner Nachbarn, insbesondere die von Seggen (Carex spec.), an und entzieht ihnen Wasser und Nährsalze. Das schwächt die Wirtspflanzen und schafft Lichtinseln in den sonst dichten Feuchtwiesen – ein Effekt, der nicht nur der lichtliebenden Art zugutekommt.
Das zwischen Mai und August blühende Sumpf-Läusekraut zapft als Halbschmarotzer die Wurzeln von Seggen (Carex spec.) an und gelangt so an Wasser und Nährsalze.
Foto: henkbouwers/AdobeStock
Die Art enthält den Wirkstoff Aucubin, der sowohl antibiotisch und entzündungshemmend wirkt als auch Insekten fernhält und vermutlich früher zur Herstellung von Läusesud (lateinisch pediculus = kleine Laus) genutzt wurde. Eine weitere Erklärung für die Namensherkunft beruht auf der Schilderung, nach der das Vieh, das auf Feuchtwiesen mit Sumpf-Läusekraut gegrast hatte, bald von Läusen befallen wurde. Möglicherweise waren dies aber keine Parasiten, sondern nur die flachen schwarzbraunen Samen des Läusekrauts, die am Fell der Rinder hafteten. Falls das Vieh wirklich unter Läusebefall litt, könnte es auch schlicht daran gelegen haben, dass es auf den feuchten, ertragsarmen Flächen hungerte und vernachlässigt war.
Man sollte die Pflanze aber nicht verzehren, denn das Aucubin riecht und schmeckt nicht nur unangenehm, sondern kann auch Irritationen im Magen-Darm-Bereich verursachen.
Ökologisch gesehen ist das Sumpf-Läusekraut ein Spezialist: Es wächst nur auf feuchten, nährstoffarmen Standorten wie Nieder- und Zwischenmooren, in Feuchtwiesen, Feuchtheiden und an Teichrändern. Durch die Entwässerung von Mooren und Feuchtwiesen, Düngung, häufige Mahd, intensive Beweidung und das Brachfallen von Wiesen sind die Bestände der Art stark rückläufig.
Das seltene Sumpf-Läusekraut gilt in Deutschland als "Stark gefährdet" (Rote-Liste-Kategorie 2). Die früher auf Rügen und Usedom nachgewiesene Unterart Pedicularis palustris subsp. opsiantha gilt in Deutschland sogar bereits seit vor 1980 als „Ausgestorben oder verschollen“. Ein Hoffnungsschimmer: Alle Läusekräuter (Pedicularis spp.) sind nach der Bundesartenschutzverordnung „besonders geschützt“. Naturschutzmaßnahmen wie Wiedervernässung, extensive Nutzung oder Wiesenpflege, können einen positiven Einfluss auf die Bestände haben.
(Artikel veröffentlicht am 13.6.2025)
Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands
Metzing, D.; Garve, E. & Matzke-Hajek, G. (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Trachaeophyta) Deutschlands. – In: Metzing, D., Hofbauer, N., Ludwig, G. & Matzke-Hajek, G. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 7: Pflanzen. – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (7): 13–358.
Das Sumpf-Läusekraut sorgt dafür, dass im Sommer „Lichtinseln“ in sonst dichten Feuchtwiesen entstehen.
Foto: Dr. Steffen Caspari