Info zum Weltbienentag: Fast die Hälfte der Bienenarten Deutschlands ist bestandsgefährdet

Die Rote Liste der Bienen Deutschlands verzeichnet 48 % der bewerteten Bienenarten als bestandsgefährdet oder schon ausgestorben. Nur etwa 37 % gelten als ungefährdet. Der Rest ist entweder extrem selten (5 %), steht auf der Vorwarnliste (8 %) oder kann mangels ausreichender Daten nicht eingestuft werden (3 %). Alljährlich am 20. Mai weist der Weltbienentag der Vereinten Nationen (UN) auf die Schutzbedürftigkeit von Bienen und ihre Bedeutung als Bestäuber für die weltweite Ernährungssicherheit hin.

Rund 600 Bienenarten als Blütenbestäuber unverzichtbar

Im Jahr 2011 zählte die Rote Liste Deutschlands 561 etablierte Bienenarten, darunter neben der bekannten Honigbiene auch 41 Hummelarten. Seitdem sind weitere Arten nachgewiesen worden, so dass man derzeit von rund 600 Bienenarten ausgeht. Die Erstellung der nächsten Roten Liste und Gesamtartenliste wird derzeit vorbereitet.

Männchen der Distel-Wollbiene (Anthidium nanum) auf einem Blütenkopf des Gewöhnlichen Alants (Inula helenium). Foto Dr. Günter Matzke-Hajek.

Männchen der Distel-Wollbiene (Anthidium nanum) auf einem Blütenkopf des Gewöhnlichen Alants (Inula helenium).

Foto: Dr. Günter Matzke-Hajek

Manche Bienenarten besuchen die Blüten von nur einer oder von wenigen Pflanzenspezies, andere sind weniger stark spezialisiert. In jedem Fall spielen sie als Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen eine zentrale Rolle. Die allermeisten von ihnen bilden übrigens keine Völker, sondern leben einzelgängerisch.

Ein Teil unserer Wildbienen versorgt die eigenen Larven mit einem Nahrungsvorrat aus Pollen, andere sind „Kuckucksbienen“, die ihre Eier in die Nahrungsvorräte fremder Wirtsarten legen. Gehen die Lebensgrundlagen der Wirtsarten in einem Gebiet verloren, verschwinden auch die von ihr abhängigen parasitären Bienen.

Auch die Distel-Wollbiene ist bestandsgefährdet

Die Distel-Wollbiene (Anthidium nanum) ist in Deutschland vorwiegend im Süden und Osten verbreitet, aber insgesamt selten. Fachleute bescheinigen der Art einen lang- und kurzfristigen Rückgang. Die Ursachen dafür sind nicht genau bekannt. In der Roten Liste der Bienen Deutschlands ist sie als „Gefährdet" (Kategorie 3) eingestuft, siehe Steckbrief.

Die Weibchen dieser solitär lebenden Bienenart sind typische "Bauchsammlerinnen". Sie transportieren Pollen nicht außen an den Hinterbeinen wie etwa Honigbienen oder Hummeln, sondern in der Behaarung an der Unterseite ihres Hinterleibs. Dabei ist diese nur 7 mm lange und trotz ihrer kontrastreichen Färbung unauffällige Art auf Korbblütengewächse, zum Beispiel Disteln und Flockenblumen, spezialisiert. Die Weibchen bauen ihre Nester in Pflanzenstängeln, aus denen sie zuvor das Mark heraus genagt haben. Als Baumaterial verwenden sie anschließend weiche Pflanzenhaare.

Die Roten Listen

In Deutschland geben die „Roten Listen“ Auskunft über den Bestand von Tieren, Pflanzen und Pilzen und zeigen den vordringlichen Handlungsbedarf im Artenschutz auf. Sie dokumentieren auf wissenschaftlicher Grundlage und in verdichteter Form die Gefährdung der einheimischen Arten. Damit sind sie ein stets verfügbares Fachgutachten, ein Frühwarnsystem für die Entwicklung der biologischen Vielfalt, eine Argumentationshilfe für umweltrelevante Planungen und Datenquelle für gesetzgeberische Maßnahmen.

Rote Listen sind gleichzeitig Gesamtartenlisten, das heißt, es werden alle in Deutschland vorkommenden Arten der jeweils behandelten Artengruppe aufgelistet und hinsichtlich ihres Etablierungsstatus bewertet – auch die häufigen und ungefährdeten. Der kontinuierlich zunehmende Kenntnisstand zu den Arten wird ebenfalls in Roten Listen abgebildet und dokumentiert, sodass die Roten Listen wichtige Informationsquellen und wissenschaftliche Grundlagen zur weiteren Erforschung der Arten darstellen. In den Tabellen der Roten Listen finden sich detaillierte Informationen zum Gefährdungsstatus, zur taxonomischen Zuordnung, zu artspezifischen Besonderheiten.

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(Artikel veröffentlicht am 20.5.2025)