Viele Wildbienenarten haben es in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten zunehmend schwer. Die Bestände von Pollen- und Nektarpflanzen gehen zurück, und ungestörte Niststätten in Lehmböden oder Totholz sind rar. Vergleichsweise gut geht es manchen Arten noch in der Nähe menschlicher Siedlungen, zumindest dort, wo Gärten und Brachflächen ein abwechslungsreiches Blütenangebot aufweisen und Holzstapel geeignete Niststätten bieten. Unsere Art des Monats Mai, die Garten-Blattschneiderbiene, nistet manchmal sogar in Blumentöpfen.
Weibliche Blattschneiderbiene mit Baumaterial für ihr Nest.
Foto: scaleworker/AdobeStock
Die Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) ist eine Sommerbiene, die erst erscheint, wenn das Laub von Gehölzen wie Rosen oder Hainbuchen voll entfaltet ist. Sie braucht für ihre Kinderstuben nämlich Blattstücke von etwa 15 mm Durchmesser, die sie mit ihren kräftigen Mandibeln gekonnt aus den Blättern schneidet. Wie winzige Lastenhubschrauber transportieren die Weibchen diese zu ihren Nestern. Dabei kann es sich um verlassene Käfergänge in Totholz, um Röhren in einem „Bienenhotel“, um Löcher in einer Lehmböschung oder in einem mit Erde gefüllten Blumentopf handeln. Die meist kreisrunden Blattstücke werden darin sowohl als Wandverkleidung als auch in Form von Zwischenwänden verbaut. In jede Kammer, die nur so groß ist wie das Tier selbst, trägt das Weibchen einen Vorrat aus gesammeltem Blütenpollen ein und legt ein befruchtetes Ei dazu. Mehrere dieser Einzelzimmer liegen in Reihe. Die Larve ernährt sich dann von der eingetragenen Powernahrung und durchläuft die Entwicklung bis zu einer fertigen Biene in ihrer engen Behausung. Dort bleibt sie auch über den folgenden Winter reglos liegen und schlüpft im folgenden Mai/Juni.
Das Männchen der Garten-Blattschneiderbiene unterscheidet sich vom Weibchen durch die lange helle Behaarung der Vorderfüße und durch teilweise olivgrüne Augen.
Foto: Dr. Günter Matzke-Hajek
Fast bei allen heimischen Wildbienen unterscheiden sich Männchen und Weibchen in ihrer äußeren Gestalt, in der Fühlerlänge sowie in der Farbe und Verteilung der Haare. Das hängt unter anderem mit den Strukturen für den Pollentransport zusammen. Den nährstoffreichen Blütenstaub sammeln nämlich nur die Weibchen. Blattschneiderbienen transportieren Pollen nicht wie Honigbienen an den Hinterbeinen, sondern in einer Bauchbürste auf der Unterseite des Hinterleibs. Umgekehrt besitzen nur die Männchen jene an Fellhandschuhe erinnernde Haarkämme an den Vorderfüßen, die bei der Paarung eine Rolle spielen. Die Männchen der Garten-Blattschneiderbienen haben zudem teilweise olivgrüne Augen, während die Weibchen vollständig schwarze Komplexaugen besitzen.
Der wissenschaftliche Name, Megachile willughbiella, ist etwas schwierig auszusprechen. Er ist dem englischen Naturkundler Francis Willughby gewidmet, der im 17. Jahrhundert lebte. Dieser hatte die Niststätten der Biene im Mulm morscher Weidenstämme erstmals 1670 beobachtet und beschrieben. Er hatte der Art aber noch keinen wissenschaftlichen Namen gegeben. Das tat erst sein Landsmann, der Insektenkundler William Kirby im Jahr 1802. Als englischen Namen wählte Kirby „Willow Bee“, also Weidenbiene. Ob der Gleichklang „Willow Bee“ mit „Willughby“ beabsichtigt oder zufällig war, wissen wir nicht, in jedem Fall lässt diese Harmonie Bienenfreunde und -freundinnen heute schmunzeln.
Megachile willughbiella ist in Deutschland laut Roter Liste von 2011 häufig und ungefährdet. Diese Kategorie wird sie voraussichtlich auch in der nächsten Roten Liste der Wildbienen bekommen, denn erfreulicherweise gibt es zur Zeit keine Anzeichen für Bestandsabnahmen. Die Erstellung der nächsten Roten Liste und Gesamtartenliste wird derzeit vorbereitet.
Die Garten-Blattschneiderbiene wurde vom Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ zur Biene des Jahres 2025 gewählt. Das Kuratorium wählt seit 2013 jährlich eine besonders interessante Wildbienenart aus, um an ihrem Beispiel die spannende Welt dieser Tiere bekannter zu machen.
(Artikel veröffentlicht am 15.5.2025)
Rote Liste der Bienen Deutschlands
(Stand Februar 2011)
Westrich, P.; Frommer, U.; Mandery, K.; Riemann, H.; Ruhnke, H.; Saure, C. & Voith, J. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera: Apidae) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 373–416.
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.
Steckbrief
Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)
Wildbiene des Jahres 2025
Pressemitteilung auf der Website des Wildbienenkatasters
Rosenblätter sind als Wandverkleidung besonders beliebt. Zum Ausschneiden benutzen die Blattschneiderbienen ihre kräftigen Mandibeln.
Foto: Mark/AdobeStock