Ein Osterspaziergang in die griechische Mythologie

Als wissenschaftlicher Name einer Pflanzengattung ist „Adonis“ erst seit dem 17. Jahrhundert verbürgt. Die Verbindung zu Adonis, dem Geliebten der Aphrodite, geht auf eine Schilderung in Ovids Metamorphosen zurück: Danach soll dort, wo der Jüngling nach dem Kampf mit einem Eber sein Blut vergoss, eine rote Blume gewachsen sein. Die hier vorgestellte Art blüht zwar nicht rot, sondern leuchtend gelb, gehört aber ebenfalls zur Gattung Adonis. Sie ist in Mitteleuropa das einzige Gewächs dieser Gattung, das schon um Ostern seine Blüten öffnet. Deshalb ist das Frühlings-Adonisröschen unsere Art des Monats April.

Kein Nektar, aber reichlich Gift

In der zweiten Aprilhälfte ist das Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) nur etwa 10-25 Zentimeter hoch. An Rosen erinnern dann nur die schüsselförmigen Blüten mit ihren zahlreichen Staubblättern. Blütenbesucher sind pollensammelnde Bienen sowie pollenfressende Fliegen und Käfer, denn Nektar produziert die Pflanze nicht. Schon die dichten, stark zerschlitzten Blätter verraten, dass sie nicht mit den Rosen verwandt ist – die Gattung gehört vielmehr zu den Hahnenfußgewächsen. Wenn die Fruchtstände im Sommer von sich verlängernden Laubtrieben übergipfelt werden, erreicht die Pflanze eine Höhe von 50 Zentimetern.

Etwa 20 goldgelbe Kronblätter umgeben die Blüten des Frühlings-Adonisröschens. Ihr Durchmesser beträgt 5-7 cm. Foto: Schmutzler-Schaub/AdobeStock

Etwa 20 goldgelbe Kronblätter umgeben die Blüten des Frühlings-Adonisröschens. Ihr Durchmesser beträgt 5-7 cm.

Foto: Schmutzler-Schaub/AdobeStock

Durch ihren Gehalt an Herzglykosiden sind Adonisröschen stark giftig und sie werden beispielsweise von Schafen gemieden. Bei extensiver Beweidung genießt das Gewächs damit einen Konkurrenzvorteil. Wegen der genannten Inhaltsstoffe wurde das Frühlings-Adonisröschen seit dem Mittelalter als Heilpflanze bei Herzerkrankungen eingesetzt. In einigen Kräuterbüchern der Renaissancezeit ist es gut abgebildet, allerdings nicht namentlich von Nieswurz-Arten (Gattung Helleborus) getrennt. Heute wird es fast nur noch in der Homöopathie genutzt, denn als Arzneidroge ist es schwierig zu dosieren und es kann starke Nebenwirkungen verursachen.


Eine Steppenpflanze mit reliktischer Verbreitung

Die meist einkopfigen Blühtriebe entspringen einem unterirdischen Rhizom und sind von dichten, stark zerschlitzten Laubblättern eingehüllt. Foto: Oleg Kovtun/AdobeStock

Die meist einkopfigen Blühtriebe entspringen einem unterirdischen Rhizom und sind von dichten, stark zerschlitzten Laubblättern eingehüllt.

Foto: Oleg Kovtun/AdobeStock

Sowohl von seiner Gesamtverbreitung als auch von seiner Ökologie ist das Frühlings-Adonisröschen eine echte Steppenpflanze. Es dürfte schon am Ende der Eiszeit von Osten her nach Mitteleuropa eingewandert sein. Heute beschränkt sich seine Verbreitung in Deutschland auf klimatisch besonders trockene Hügellagen mit Lösslehm-, Gips- oder Sandböden im Regenschatten der Mittelgebirge. Dort wächst es in Trockenrasen und im Saum lückiger Kiefernwälder. Die größten Vorkommen gibt es im subkontinental getönten Harzvorland und im Thüringer Becken. Weitere kleinere Teilareale existieren beispielsweise im Oberrheintiefland, in Mainfranken und im Odertal. Die Art hat also in Deutschland nur eine begrenzte Verbreitung und ist insgesamt selten.

Da die Bestände zudem in den vergangenen Jahrzehnten rückläufig sind, gilt sie in Deutschland als gefährdet (Rote-Liste-Kategorie 3). Nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist das Frühlings-Adonisröschen außerdem „besonders geschützt“.

(Artikel erstellt am 7.4.2025)

Zwischen den vertrockneten Gräsern des Vorjahres bilden die Adonisröschen auf diesem Trockenrasen den ersten auffälligen Blühaspekt des Frühjahres. Foto: Dominik/AdobeStock

Zwischen den vertrockneten Gräsern des Vorjahres bilden die Adonisröschen auf diesem Trockenrasen den ersten auffälligen Blühaspekt des Frühjahres.

Foto: Dominik/AdobeStock

Weitere Informationen


Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands


Metzing, D.; Garve, E. & Matzke-Hajek, G. (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der Farn- und Blütenpflanzen (Trachaeophyta) Deutschlands. – In: Metzing, D., Hofbauer, N., Ludwig, G. & Matzke-Hajek, G. (Bearb.): Rote Liste der gefährdeten Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 7: Pflanzen. – Bonn (Bundesamt für Naturschutz). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (7): 13–358.

  • Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar


Rote-Liste-Steckbrief Frühlings-Adonisröschen

Frühlings-Adonisröschen
(Adonis vernalis)


Rote-Liste-Kategorie: Gefährdet