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Wissenschaftlicher Name
Epacromius tergestinus (Megerle von Mühlfeld, 1825)
Deutscher Name
Fluss-Strandschrecke
Organismengruppe
Heuschrecken und Fangschrecken
Rote-Liste-Kategorie
Ausgestorben oder verschollen
Verantwortlichkeit Deutschlands
Nicht bewertet
Aktuelle Bestandssituation
ausgestorben/verschollen
Letzter Nachweis
1941
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Kategorie unverändert
Kommentar zur Gefährdung
Epacromius tergestinus gehört zu den anspruchsvollsten Heuschreckenarten Mitteleuropas. Die Unterart E. t. ponticus besiedelt intakte Wildflussauen mit spärlich bewachsenen, feuchten, schluffig-sandigen Ufern (Carron et al. 2001, Pfeuffer 2015). Historische Vorkommen sind für weite Teile des Alpenraumes bekannt (Kuhn 2003, Baur et al. 2006, Ortner 2017). Aufgrund gewässerbaulicher Maßnahmen entlang zahlreicher Alpenflüsse sind inzwischen fast alle Vorkommen erloschen. Nur in den französischen Alpen gibt es noch sehr wenige Restpopulationen (Pfeuffer 2015, Sardet et al. 2021). In der Schweiz wurde die Art Anfang der 2000er-Jahre an einem renaturierten Teilstück der Rhone wieder angesiedelt (Werner 2005). Die Art hält sich dort bis heute (Roesti & Rutschmann 2023). In Österreich gilt E. tergestinus seit 1965 als ausgestorben (Nadig 1991). Die einzigen Funde für Deutschland stammen vom Lech südlich von Augsburg (TK25 Nr. 7631 und Nr. 7731). Zwischen 1936 und 1941 wurde die Art dort regelmäßig beobachtet (Fischer 1941). Mehrere Belegexemplare befinden sich in der Zoologischen Staatssammlung München (Pfeuffer 2015, Pfeuffer 2020). Mit der Kanalisierung und Verbauung des außeralpinen Lechs in den 1930er- und 1940er-Jahren ging die einstige Wildflusslandschaft – und damit der einzige bekannte Lebensraum von E. tergestinus in Deutschland – verloren (Kuhn 2003, Pfeuffer 2015, Pfeuffer 2020). Nach 1941 konnte die Art am Lech nicht mehr nachgewiesen werden (Fischer 1966).
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Poniatowski, D.; Detzel, P.; Drews, A.; Hochkirch, A.; Hundertmark, I.; Husemann, M.; Klatt, R.; Klugkist, H.; Köhler, G.; Kronshage, A.; Maas, S.; Moritz, R.; Pfeifer, M.A.; Stübing, S.; Voith, J.; Winkler, C.; Wranik, W.; Helbing, F. & Fartmann, T. (2024): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken und Fangschrecken (Orthoptera et Mantodea) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (7): 88 S.