Datenportal „Mollusken Deutschlands“ enthält 390.000 Datensätze zu 420 Arten und Unterarten

Mit „Mollusken Deutschlands“ wird es künftig leichter, Beobachtungsdaten von Schnecken und Muscheln zu erfassen und für den Naturschutz und die Roten Listen zu verwenden. Seit Oktober 2022 sind erstmalig bundesweite Nachweiskarten zu rund 420 Arten und Unterarten, die an Land, sowie in Flüssen und Seen leben („Binnenmollusken“), online und frei zugänglich verfügbar. Das Datenportal wird vom Rote-Liste-Zentrum technisch und von der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft fachlich betreut.

Beobachtungsdaten, Nachweiskarten, Checklisten

Die kleine Seiden-Haarschnecke (Trochulus sericeus) – ihr Gehäuse ist nur 5–7 mm hoch und 7–10 mm breit – lebt in Röhrichten, nassen Wäldern und Gebüschen. Sie gilt als ungefährdet. Foto: Ira Richling

Die Genabelte Strauchschnecke (Fruticicola fruticum) bewohnt feuchte Wiesen, Hochstaudenfluren, Gärten, Gebüsche und lichte Wälder. Sie gilt als ungefährdet.

Foto: Ira Richling

Ziel des Datenportals „Mollusken Deutschlands“ ist das Zusammenführen von verstreuten Beobachtungs- und Sammlungsdaten. Es gibt einen guten Überblick über aktuelle und historische Vorkommen der Arten und erleichtert wissenschaftliche Auswertungen. Neben den Verbreitungsdaten finden sich dort auch Fotos zu vielen Muschel- und Schneckenarten. Für die Nutzung wird keine Gebühr erhoben.

Über die frei zugänglichen Nachweiskarten hinaus gibt es verschiedene Ebenen, um am Datenportal mitzuarbeiten und es zu nutzen. Registrierte Nutzer und Nutzerinnen können eigene Beobachtungen punktgenau eingeben oder Kartier-/Artenlisten anlegen, die einen schnellen Import von ganzen Datenpaketen ermöglichen. Darüber hinaus bietet das Portal die Möglichkeit, sich die eigenen sowie die aggregierten Verbreitungsdaten anderer Beobachterinnen und Beobachter kartographisch darstellen zu lassen. Wer intensiver mitarbeiten möchte, kann an Kartierungen im regionalen Kontext teilnehmen.

Jede Mitarbeit ist herzlich willkommen!

Die Rote Wegschnecke (Arion rufus), hier im Bild, wurde durch die eingeschleppte Spanische Wegschnecke fast völlig aus Gärten und Landwirtschaft verdrängt. Foto: Ira Richling

Die Rote Wegschnecke (Arion rufus), hier im Bild, wurde durch die eingeschleppte Spanische Wegschnecke fast völlig aus Gärten und anderen bewirtschafteten Flächen verdrängt.

Foto: Ira Richling

„Mollusken Deutschlands“ startete im Oktober 2022 mit 360.000 Datensätzen mit exakten Beobachtungsdaten, inzwischen kamen weitere 30.000 hinzu, so dass das Portal jetzt rund 390.000 Datensätze enthält (Stand Dezember 2022). Sie stammen u.a. von der „Projektgruppe Molluskenkartierung“, die über mehrere Jahrzehnte länderübergreifend von Dr. Dr. Jürgen Jungbluth geleitet wurde, aus naturkundlichen Sammlungen und Museen sowie von Landesbehörden.

Seit 2019 wurden dafür mehr als 100.000 ältere analoge Daten im Auftrag des Rote-Liste-Zentrums digitalisiert. Mit dem Portal wird dieser Datenschatz dauerhaft öffentlich verfügbar gemacht. Die fachliche Gestaltung und laufende Betreuung des Portals erfolgt unter Federführung von Dr. Ira Richling (Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart) und Dr. Carsten Renker (Naturhistorisches Museum Mainz).

Das Datenportal „Mollusken Deutschlands“ ist das jüngste Mitglied einer Familie von Portalen, die das Rote-Liste-Zentrum in den letzten drei Jahren eingerichtet hat. Vergleichbare Plattformen gibt es bereits zu den Netzflüglern und den Moosen Deutschlands, weitere sind in Vorbereitung. Auftraggeber ist das Bundesamt für Naturschutz, finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.

Weitere Informationen:

Die kleine Seiden-Haarschnecke (Trochulus sericeus) – ihr Gehäuse ist nur 5–7 mm hoch und 7–10 mm breit – lebt in Röhrichten, nassen Wäldern und Gebüschen. Sie gilt als ungefährdet. Foto: Ira Richling

Die Seiden-Haarschnecke (Trochulus sericeus) – ihr Gehäuse ist nur 5–7 mm hoch und 7–10 mm breit – lebt in Röhrichten, nassen Wäldern und Gebüschen. Sie gilt als ungefährdet.

 Foto: Ira Richling

Über die Roten Listen und das Rote-Liste-Zentrum

Rote Listen sind wissenschaftliche Fachgutachten und dienen insbesondere der Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungssituation der Arten. Sie sind u.a. Datenquelle für gesetzgeberische Maßnahmen, Grundlage und Argumentationshilfe für raum- und umweltrelevante Planungen und zeigen Handlungsbedarf für die Erhaltung von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten auf. Die Roten Listen der Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands werden vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgegeben. Das Rote-Liste-Zentrum koordiniert im Auftrag des BfN seit 2019 die Erstellung der bundesweiten Roten Listen. Es begleitet und unterstützt die jeweiligen Expertinnen und Experten fachlich, organisatorisch und finanziell.