Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat vor kurzem eine neue Rote Liste der Weichtiere (Mollusca) Bayerns veröffentlicht. Von den 299 in Bayern heimischen Schnecken- und Muschelarten gelten 202 Arten, das sind rund 68 Prozent, als bestandsgefährdet. Damit stellen Weichtiere in Bayern eine überdurchschnittlich stark gefährdete Tiergruppe dar.
Im Naturhaushalt spielen Schnecken und Muscheln beim Abbau organischer Stoffe und für die Ernährung anderer Organismen eine wichtige Rolle. Wasserschnecken und Muscheln sind bedeutende Indikatoren für die Gewässergüte. Weichtiere (Mollusca) besiedeln in großer Vielfalt nahezu alle Lebensräume. Für Arten, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in Bayern haben, wie beispielsweise die Bayerische Quellschnecke, trägt dieses Bundesland eine besondere Verantwortung für deren Erhaltung.
Lediglich 17 % der in Bayern heimischen Weichtiere gelten als ungefährdet. Zwischen Nord- und Südbayern bestehen bei einigen Arten deutliche Unterschiede hinsichtlich der Verbreitung und damit auch der Gefährdung. Gegenüber der bisherigen Roten Liste Bayerns blieb bei etwa 60% die Gefährdungskategorie unverändert. Wo sich Veränderungen ergaben, sind diese überwiegend negativ.
Die Schnecken und Muscheln Bayerns sind vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt. Erschwerend wirkt, dass sie enge Bindung an die von ihnen besiedelten Biotope aufweisen und kaum über wirksame Ausbreitungsmechanismen verfügen. Wichtigste Faktoren sind die Verluste von Lebensräumen, Änderungen der Feuchtigkeitsverhältnisse und die intensive Landnutzung durch den Menschen. Daneben machen sich zunehmend die Auswirkungen des globalen Klimawandels bemerkbar: Bei mehreren Arten sind aufgrund von Trocken- und Dürreperioden deutliche Bestandsrückgänge zu beobachten. Für Wasserschnecken und Muscheln gilt dies insbesondere im Hinblick auf höhere Wassertemperaturen und häufiger werdende Niedrigwasserstände bis hin zum Trockenfallen von Gewässern.
Die vorliegende Rote Liste und Gesamtliste der Weichtiere Bayerns basiert auf den Daten der Artenschutzkartierung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, der Datenbank des Autors Manfred Colling sowie Fundmeldungen zahlreicher Fachkollegen. Für die Gefährdungseinschätzung wurden knapp 46.000 Datensätzen zu Lebendnachweisen herangezogen. Die Methodik der Gefährdungsanalyse entspricht derjenigen der bundesweiten Roten Liste der Binnenmollusken, die derzeit aktualisiert und vom Bundesamt für Naturschutz unter Mitwirkung des Rote-Liste-Zentrums herausgegeben wird.
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