Tagfalter (Lepidoptera: Papilionoidea & Hesperioidea)

In Deutschland kommen 189 etablierte Tagfalterarten vor, von denen nur eine als Neozoon betrachtet wird. Im Rahmen einer Gefährdungsanalyse wurden 184 Arten bewertet.

Vom Ambossfleck-Würfel-Dickkopffalter bis zum Zahnflügel-Bläuling

So vielfältig und fantasievoll die Namen einiger Tagfalter, wie beispielsweise Ambossfleck-Würfel-Dickkopffalter oder Zahnflügel-Bläuling, klingen, so bunt und auffällig sind auch ihre beschuppten Flügel. Diese dienen neben dem Fliegen oft weiteren wichtigen Funktionen: Bei einigen Tagfalterarten mit auffälligen „Augenflecken“ schrecken diese die potenziellen Fressfeinde ab. Andere Muster lassen ruhig sitzende Schmetterlinge mit ihrer Umwelt verschmelzen und tragen somit zur Tarnung bei. Besonders auffällige Farben dienen oft als Signale an Artgenossen während der Fortpflanzungszeit. 

Sensible Spezialisten

Viele Tagfalterarten sind hoch spezialisiert und von klar definierten Lebensraumstrukturen abhängig. Gehen wichtige Requisiten wie artspezifische Raupen-Futterpflanzen verloren, so verschwindet auch die Tagfalterart. Entfernt man beispielsweise Brennnesseln aus dem Garten, nimmt man Tagpfauenauge, Admiral und Kleinem Fuchs die Fortpflanzungsgrundlage, da die Raupen dieser Falterarten maßgeblich auf Brennnesseln als Futterpflanze angewiesen sind.

Wie geht es den Tagfaltern?

42 % der bewerteten Tagfalterarten gelten als ausgestorben oder bestandsgefährdet. Lediglich 31 % sind derzeit noch ungefährdet, weitere 11 % stehen auf der Vorwarnliste. Als extrem selten gelten 12 %, der Rest (4 %) kann aufgrund fehlender Daten nicht eingestuft werden. Deutschland hat für 21 Tagfalterarten und Unterarten eine erhöhte Verantwortlichkeit für die weltweite Erhaltung. Insgesamt sind 63 % der bewerteten einheimischen Arten langfristig zurückgegangen. Eine langfristige Zunahme konnte dagegen nur für 2 % der Arten festgestellt werden.


Der Verlust und die Veränderung von Lebensräumen wie Feuchtwiesen, Mager- und Trockenrasen oder reich strukturierten Gebüsch- und Waldrändern zählen zu den Hauptgefährdungsursachen. Besonders in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft ist die frühere Vielfalt von Schmetterlingen erschreckend verarmt. Tagfalter profitieren im Garten von einem vielfältigen Angebot an nektarreichen Blütenpflanzen, darunter möglichst auch einheimische Wildpflanzen.

Aktuelle Rote Liste

(Stand Dezember 2008, geringfügig ergänzt Dezember 2010)

Reinhardt, R. & Bolz, R. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 167–194.

Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.

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