Heuschrecken (Saltatoria)

Die Insektenordnung der Heuschrecken ist in Deutschland mit 85 etablierten Arten vertreten. Davon kommen 80 Arten von Natur aus bei uns vor, weitere fünf Arten wurden durch den Menschen aus anderen Regionen der Erde, vor allem aus dem Mittelmeerraum, eingeschleppt und gelten daher als Neozoen.

Heuschrecken und Grashüpfer

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Bezeichnungen „Heuschrecke“ und „Grashüpfer“ häufig synonym verwendet. Die Grashüpfer bilden allerdings lediglich eine Unterfamilie in der Ordnung der Heuschrecken. Die Einteilung der Heuschrecken in die Langfühlerschrecken und Kurzfühlerschrecken macht es einfacher diese Artengruppe zu überblicken. Die Bezeichnungen lassen sich in den meisten Fällen direkt für einen ersten Bestimmungsschritt nutzen: Die Langfühlerschrecken haben meist Fühler, die mindestens so lang wie der Körper der Tiere sind. Bei den Kurzfühlerschrecken sind die Fühler erheblich kürzer.

Klangbilder und "Ohren" an den Beinen

Besonders im Hochsommer machen sich die Heuschrecken durch artspezifische „Gesänge“ bemerkbar. Dabei handelt es sich je nach Art um unterschiedlich erzeugte Laute der männlichen Tiere. Feldgrillen reiben ihre Vorderflügel aneinander, viele Grashüpfer erzeugen Tonfolgen durch Reiben der Hinterbeine an den Flügeln, und die Sumpfschrecke produziert kurze Klicklaute, indem sie ein Hinterbein nach hinten schleudert. Viele Heuschreckenarten, die anhand ihrer äußeren Merkmale nur schwer zu unterscheiden sind, lassen sich anhand ihrer charakteristischen Lautäußerungen („Stridulation“) bis zur Art bestimmen. Auch die Heuschrecken selbst finden im Labyrinth der sommerlichen Vegetation ihre arteigenen Partner über die spezifischen Lautäußerungen.

Ihre „Ohren“ liegen übrigens nicht am Kopf, sondern sind kleine Öffnungen an den Vorderbeinen oder am Hinterleib. Wegen deren Abstand voneinander sind Heuschrecken zu präzisem Richtungshören in der Lage.

Wie geht es den Heuschrecken?

Etwa 35 % aller einheimischen Heuschreckenarten sind bestandsgefährdet. Zwei Arten, die Kleine Höckerschrecke und die Fluss-Strandschrecke, wurden schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr nachgewiesen und gelten deshalb als ausgestorben oder verschollen (3 %). Etwa die Hälfte der Heuschreckenarten gilt derzeit als ungefährdet (52 %), die wenigen übrigen Arten stehen entweder auf der Vorwarnliste (5 %), sind extrem selten (4 %) oder es liegen nicht genügend Daten für eine Gefährdungsanalyse vor (1 %).

Da viele Heuschreckenarten im Offenland leben, spielen für ihre Gefährdung meist Faktoren wie Veränderungen der Landnutzung, Versiegelung von Flächen oder Fragmentierung von Lebensräumen eine wesentliche Rolle.

Aktuelle Rote Liste

(Stand Ende 2007)

Maas, S.; Detzel, P. & Staudt, A. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken (Saltatoria) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 577–606.

Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.

Artportrait

Gesamtartenliste

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Rote-Liste-Kategorie
T
Troglophilus neglectus Krauss, 1879 Bedornte Höhlenschrecke Extrem selten
Tettigonia viridissima Linnaeus, 1758 Grünes Heupferd Ungefährdet
Tettigonia caudata (Charpentier, 1842) Östliches Heupferd Ungefährdet
Tettigonia cantans (Fuessly, 1775) Zwitscherschrecke Ungefährdet
Tetrix undulata (Sowerby, 1806) Gemeine Dornschrecke Ungefährdet
Tetrix tuerki (Krauss, 1876) Türks Dornschrecke Vom Aussterben bedroht
Tetrix tenuicornis (Sahlberg, 1893) Langfühler-Dornschrecke Ungefährdet
Tetrix subulata (Linnaeus, 1758) Säbeldornschrecke Ungefährdet
Tetrix ceperoi (Bolívar, 1887) Westliche Dornschrecke Stark gefährdet
Tetrix bipunctata (Linnaeus, 1758) Zweipunkt-Dornschrecke Stark gefährdet
Tachycines asynamorus Adelung, 1902 Gewächshausschrecke Nicht bewertet
S
Stethophyma grossum (Linnaeus, 1758) Sumpfschrecke Ungefährdet
Stenobothrus stigmaticus (Rambur, 1838) Kleiner Heidegrashüpfer Gefährdet
Stenobothrus nigromaculatus (Herrich-Schäffer, 1840) Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer Stark gefährdet
Stenobothrus lineatus (Panzer, 1796) Heidegrashüpfer Ungefährdet
Stenobothrus crassipes (Charpentier, 1825) Zwerggrashüpfer Extrem selten
Stauroderus scalaris (Fischer von Waldheim, 1846) Gebirgsgrashüpfer Stark gefährdet
Sphingonotus caerulans (Linnaeus, 1767) Blauflügelige Sandschrecke Stark gefährdet
R
Ruspolia nitidula (Scopoli, 1786) Große Schiefkopfschrecke Extrem selten
P
Pteronemobius heydenii (Fischer, 1853) Sumpfgrille Stark gefährdet
Psophus stridulus (Linnaeus, 1758) Rotflügelige Schnarrschrecke Stark gefährdet
Polysarcus denticauda (Charpentier, 1825) Wanstschrecke Stark gefährdet
Podisma pedestris (Linnaeus, 1758) Gewöhnliche Gebirgsschrecke Stark gefährdet
Platycleis tessellata (Charpentier, 1825) Braunfleckige Beißschrecke Vom Aussterben bedroht
Platycleis montana (Kollar, 1833) Steppen-Beißschrecke Vom Aussterben bedroht
Platycleis albopunctata (Goeze, 1778) Westliche Beißschrecke Ungefährdet
Pholidoptera griseoaptera (De Geer, 1773) Gewöhnliche Strauchschrecke Ungefährdet
Pholidoptera aptera (Fabricius, 1793) Alpen-Strauchschrecke Ungefährdet
Phaneroptera nana Fieber, 1853 Vierpunktige Sichelschrecke Ungefährdet
Phaneroptera falcata (Poda, 1761) Gemeine Sichelschrecke Ungefährdet
O
Omocestus viridulus (Linnaeus, 1758) Bunter Grashüpfer Ungefährdet
Omocestus rufipes (Zetterstedt, 1821) Buntbäuchiger Grashüpfer Stark gefährdet
Omocestus haemorrhoidalis (Charpentier, 1825) Rotleibiger Grashüpfer Gefährdet
Oedipoda germanica (Latreille, 1804) Rotflügelige Ödlandschrecke Vom Aussterben bedroht
Oedipoda caerulescens (Linnaeus, 1758) Blauflügelige Ödlandschrecke Vorwarnliste
Oecanthus pellucens (Scopoli, 1763) Weinhähnchen Ungefährdet
N
Nemobius sylvestris (Bosc, 1792) Waldgrille Ungefährdet
M
Myrmeleotettix maculatus (Thunberg, 1815) Gefleckte Keulenschrecke Ungefährdet
Myrmecophilus acervorum (Panzer, 1799) Ameisengrille Daten unzureichend
Modicogryllus frontalis (Fieber, 1844) Östliche Grille Vom Aussterben bedroht
Miramella alpina (Kollar, 1833) Alpine Gebirgsschrecke Vorwarnliste
Metrioptera roeselii (Hagenbach, 1822) Roesels Beißschrecke Ungefährdet
Metrioptera brachyptera (Linnaeus, 1761) Kurzflügelige Beißschrecke Ungefährdet
Metrioptera bicolor (Philippi, 1830) Zweifarbige Beißschrecke Ungefährdet
Mecostethus parapleurus (Hagenbach, 1822) Lauchschrecke Gefährdet
Meconema thalassinum (De Geer, 1773) Gemeine Eichenschrecke Ungefährdet
Meconema meridionale A. Costa, 1860 Südliche Eichenschrecke Ungefährdet
L
Locusta migratoria Linnaeus, 1758 Europäische Wanderheuschrecke Nicht bewertet
Leptophyes punctatissima (Bosc, 1792) Punktierte Zartschrecke Ungefährdet
Leptophyes albovittata (Kollar, 1833) Gestreifte Zartschrecke Ungefährdet
I
Isophya kraussii Brunner von Wattenwyl, 1878 Plumpschrecke Vorwarnliste
G
Gryllus campestris Linnaeus, 1758 Feldgrille Ungefährdet
Gryllus bimaculatus De Geer, 1773 Mittelmeer-Feldgrille Nicht bewertet
Gryllotalpa gryllotalpa (Linnaeus, 1758) Maulwurfsgrille Gefährdung unbekannten Ausmaßes
Gryllodes sigillatus (Walker, 1869) Exotische Grille Nicht bewertet
Gomphocerus sibiricus (Linnaeus, 1767) Sibirische Keulenschrecke Ungefährdet
Gomphocerippus rufus (Linnaeus, 1758) Rote Keulenschrecke Ungefährdet
Gampsocleis glabra (Herbst, 1786) Heideschrecke Vom Aussterben bedroht
E
Euthystira brachyptera (Ocskay, 1826) Kleine Goldschrecke Ungefährdet
Eumodicogryllus bordigalensis (Latreille, 1804) Südliche Grille Nicht bewertet
Ephippiger ephippiger (Fiebig, 1784) Steppen-Sattelschrecke Stark gefährdet
Epacromius tergestinus (Charpentier, 1825) Fluss-Strandschrecke Ausgestorben oder verschollen
D
Decticus verrucivorus (Linnaeus, 1758) Warzenbeißer Gefährdet
C
Conocephalus fuscus (Fabricius, 1793) Langflügelige Schwertschrecke Ungefährdet
Conocephalus dorsalis (Latreille, 1804) Kurzflügelige Schwertschrecke Ungefährdet
Chrysochraon dispar (Germar, 1834) Große Goldschrecke Ungefährdet
Chorthippus vagans (Eversmann, 1848) Steppengrashüpfer Gefährdet
Chorthippus pullus (Philippi, 1830) Kiesbank-Grashüpfer Vom Aussterben bedroht
Chorthippus parallelus (Zetterstedt, 1821) Gemeiner Grashüpfer Ungefährdet
Chorthippus montanus (Charpentier, 1825) Sumpfgrashüpfer Vorwarnliste
Chorthippus mollis (Charpentier, 1825) Verkannter Grashüpfer Ungefährdet
Chorthippus dorsatus (Zetterstedt, 1821) Wiesengrashüpfer Ungefährdet
Chorthippus brunneus (Thunberg, 1815) Brauner Grashüpfer Ungefährdet
Chorthippus biguttulus (Linnaeus, 1758) Nachtigall-Grashüpfer Ungefährdet
Chorthippus apricarius (Linnaeus, 1758) Feld-Grashüpfer Ungefährdet
Chorthippus albomarginatus (De Geer, 1773) Weißrandiger Grashüpfer Ungefährdet
Calliptamus italicus (Linnaeus, 1758) Italienische Schönschrecke Stark gefährdet
B
Bryodemella tuberculata (Fabricius, 1775) Gefleckte Schnarrschrecke Vom Aussterben bedroht
Barbitistes serricauda (Fabricius, 1798) Laubholz-Säbelschrecke Ungefährdet
Barbitistes constrictus Brunner von Wattenwyl, 1878 Nadelholz-Säbelschrecke Ungefährdet
A
Arcyptera microptera (Fischer von Waldheim, 1833) Kleine Höckerschrecke Ausgestorben oder verschollen
Arcyptera fusca (Pallas, 1773) Große Höckerschrecke Vom Aussterben bedroht
Aiolopus thalassinus (Fabricius, 1781) Grüne Strandschrecke Stark gefährdet
Acrotylus patruelis (Herrich-Schäffer, 1838) Schlanke Ödlandschrecke Nicht bewertet
Acheta domesticus (Linnaeus, 1758) Heimchen Ungefährdet