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Wissenschaftlicher Name
Phocoena phocoena phocoena (Linné, 1758)
Synonyme bzw. Name in der vorherigen Roten Liste
Phocoena phocoena (Linné, 1758)
Deutscher Name
Schweinswal
Organismengruppe
Säugetiere
Rote-Liste-Kategorie
Stark gefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
Daten ungenügend, evtl. erhöhte Verantwortlichkeit zu vermuten
Aktuelle Bestandssituation
selten
Langfristiger Bestandstrend
sehr starker Rückgang
Kurzfristiger Bestandstrend
stabil
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Stark gefährdet
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Kategorie unverändert
Kommentar zur Taxonomie
Durch genetische Analysen mit „single nucleotide polymorphism“ (SNP) wurde nachgewiesen, dass sich die Tiere der inneren Ostsee von denen der dänischen Beltsee deutlich unterscheiden (Lah et al. 2016). Morphologische und akustische Daten stützen diesen Befund (Sveegaard et al. 2015). Populationsunterschiede zwischen Nordsee und der dänischen Beltsee sind auch mit anderen Methoden deutlich nachweisbar (Wiemann et al. 2010). Für die unterschiedlichen Einheiten stehen jedoch bisher keine Namen zur Verfügung, so dass sie hier gemeinsam unter dem Artnamen betrachtet werden.
Kommentar zur Gefährdung
Die Gefährdungseinstufung für Deutschland ergibt sich aus der Zusammenschau der Gefährdungen in Nord- und Ostsee; die Population der Nordsee wird durch weiträumige schiffs- und luftgestützte Untersuchungen beobachtet. Sie zeigen, dass es Wanderungen zwischen nördlichen Bereichen der Britischen Inseln und Dänemarks und der deutschen und niederländischen Küste gibt (Hammond et al. 2013). Im Schutzgebiet Borkum-Riffgrund gibt es einen leichten Anstieg der Abundanz (Peschko et al. 2016). Aufgrund der anhaltenden Gefährdung durch Beifang in Stellnetzen, Umweltgifte und Lärm muss der Status trotz des insgesamt stabilen kurzfristigen Bestandstrends als „Gefährdet" eingeschätzt werden. In der dänischen Ostsee und den angrenzenden Bereichen deuten Untersuchungen auf stabile Populationsgrößen um 30.000 Tiere hin (Sveegaard et al. 2013, Viquerat et al. 2014). Für die innere Ostsee werden dagegen nur noch ca. 500 Tiere (mit größerer Unsicherheit) geschätzt (SAMBAH 2016). Die Population pflanzt sich höchstwahrscheinlich auf der Midsjöbank in Schweden fort. Im Winter verteilen sich die Tiere auch in deutsche Gewässer. Der Status der Gesamtpopulation der inneren Ostsee und auch für die deutschen Ostsee-Anteile muss als „Vom Aussterben bedroht“ angesehen werden. Die größten Gefahren drohen durch das Ertrinken in Fischernetzen (Berggren et al. 2002), Umweltverschmutzung (Ochiai et al. 2013, van de Vijver et al. 2004), Unterwasserlärm durch Offshore-Installationen (Dähne et al. 2013, 2017) und durch reduzierte Beuteverfügbarkeit (DeMaster et al. 2001).
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Meinig, H.; Boye, P.; Dähne, M.; Hutterer, R. & Lang, J. (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (2): 73 S.