Zu dieser 130 etablierte Arten umfassenden Käfergruppe gehören nicht nur die 110 Spezies von Borkenkäfern, sondern auch 19 Breitrüssler-Arten und eine Art aus der Familie der Kernkäfer. Alle drei Familien zählen zur Verwandtschaft der Rüsselkäfer.
Die allermeisten Borkenkäferarten (Scolytidae) entwickeln sich in Zweigen, Ästen oder Stämmen absterbender oder kränkelnder Gehölze. Wenn nach trockenwarmen Witterungsperioden oder Stürmen viele Nadelbäume geschwächt sind, können sich die auf diese Pflanzen spezialisierten Arten massenhaft vermehren. Die Larven anderer Arten ernähren sich nicht von Holz- und Rindengewebe, sondern von sogenannten Ambrosiapilzen. Diese entwickeln sich in den Fraßgängen, die von den erwachsenen Käfern angelegt wurden. Da sie die Pilzsporen gezielt einbringen, kann man sie durchaus als „Pilzzüchter“ bezeichnen. Auch die Breitrüssler (Anthribidae) leben überwiegend an und in verpilztem Holz. Die Larven der Gattung Brachytarsus haben eine andere Ernährung: Sie entwickeln sich zwar in weichen Rindenpartien, ernähren sich aber räuberisch von Schild- und Blattläusen.
Durch die Globalisierung des Holzhandels wurden im letzten Jahrhundert etliche Borkenkäferarten aus Amerika und Asien nach Deutschland eingeschleppt. Von ihnen haben sich bei uns bisher 4 Arten etabliert. 126 Arten gelten als indigen. Als Pionierbesiedler kränkelnder und absterbender Bäume, sind die meisten von ihnen mobil und ihre Populationen ökologisch flexibel. Dies spiegelt sich im großen Anteil ungefährdeter Arten wieder: 89 Arten (71 %) gehören zu dieser Kategorie.
Von den übrigen bewerteten Arten sind 3 (2 %) ausgestorben oder verschollen und 12 (9,5 %) mehr oder weniger stark gefährdet. Weitere 14 Arten (11 %) sind extrem selten, besitzen aber stabile Bestände. Und zu 7 Arten (6 %) reichen die Daten nicht für eine Gefährdungsanalyse aus (Kategorie D).
Ursachen für den Rückgang sind beispielsweise Flächenverluste von Sonderstandorten wie Moorwäldern, auf die insbesondere einige kälteliebende Arten angewiesen sind.
(Stand September 2011)
Bussler, H. & Bense, U. (2021): Rote Liste und Gesamtartenliste der Borkenkäfer, Kernkäfer und Breitrüssler (Coleoptera: Scolytidae, Platypodidae, Anthribidae) Deutschlands. – In: Ries, M.; Balzer, S.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G. & Matzke-Hajek , G. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 5: Wirbellose Tiere (Teil 3). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (5): 415-432
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.