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Wissenschaftlicher Name
Coregonus wartmanni (Bloch, 1784)
Deutscher Name
Blaufelchen
Organismengruppe
Süßwasserfische und Neunaugen
Rote-Liste-Kategorie
Gefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
In besonders hohem Maße verantwortlich
Aktuelle Bestandssituation
sehr selten
Langfristiger Bestandstrend
stabil
Kurzfristiger Bestandstrend
mäßige Abnahme
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Extrem selten
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Aktuelle Verschlechterung der Einstufung
Kommentar zur Gefährdung
Das im Bodensee endemische Blaufelchen ist hier sehr häufig und zählt mit dem Gangfisch C. macrophthalmus zu den wichtigsten Wirtschaftsfischen. Der Bestand im Bodensee wurde 2009 (Freyhof 2009) als stabil interpretiert, nachdem das Blaufelchen in den 1970er und 1980er Jahren unter der Eutrophierung des Bodensees und dem damit verbundenen Sauerstoffproblem (Zintz et al. 2009) gelitten hatte. Nun wird für den Bestand wieder eine kurzfristig mäßige Abnahme eingeschätzt. Diese Art wird in der Rote-Liste-Kategorie „Gefährdet“ aufgeführt. Der Bestand reproduziert sich in großem Umfang selbst und wird durch künstliche Vermehrung für die Berufsfischerei auf einem hohen Niveau gehalten. Die Elterntiere der Besatzfische stammen aus dem See selbst. Durch den sinkenden Nährstoffgehalt steht weniger Futter zu Verfügung (Baer & Brinker 2022). Seit 2013 kommt mit der Invasion des im Bodensee früher nicht bodenständigen Dreistachligen Stichlings Gasterosteus aculeatus eine massive Nahrungskonkurrenz hinzu. Zudem fressen die Stichlinge auch die Coregonen-Larven und -Eier (Roch et al. 2018, Baer et al. 2021). Zusätzlich wirkt sich die Invasion der Quagga-Muschel Dreissena rostriformis negativ aus, möglicherweise durch Veränderungen des Nahrungsnetzes und durch Nahrungskonkurrenz (z.B. Karatayev et al. 2015). Virtuelle Kohortenanalysen zeigen, dass heute nur noch ca. 350.000 Blaufelchen im See leben, noch zu Zeiten der letzten Roten Liste (Freyhof 2009) waren es 500.000 bis 1 Million Tiere. Neben stark rückläufigen Fangzahlen sind auch stark sinkende Stückgewichte belegt. Ähnliche Tendenzen werden für den Gangfisch Coregonus macrophthalmus angenommen.
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Freyhof, J.; Bowler, D.; Broghammer, T.; Friedrichs-Manthey, M.; Heinze, S. & Wolter, C. (2023): Rote Liste und Gesamtartenliste der sich im Süßwasser reproduzierenden Fische und Neunaugen (Pisces et Cyclostomata) Deutschlands – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (6): 63 S.