Weltweit sind rund 7.400 Raubfliegen-Arten bekannt. In Deutschland sind 81 Arten etabliert, keine wurde durch den Menschen eingeschleppt.
Raubfliegen sind überwiegend schlanke, aber meist kräftige Fliegen mit langen Beinen. Einige größere Arten sind dicht behaart und erinnern mit ihrem schwarz-gelben Hinterleib an Hummeln oder Hornissen. Charakteristisch sind weiterhin die „bärtigen“ Gesichter und die borstigen Beine. Die meisten Raubfliegen bevorzugen offene oder halboffene Lebensräume mit leicht erwärmbaren Böden wie Küsten- und Binnendünnen, Heiden, Magerrasen oder Kahlflächen in Wäldern. Besonders attraktiv sind solche Habitate, wenn Totholz vorhanden ist: Zum einen leben die Larven zahlreicher Raubfliegen in den Fraßgängen holzbewohnender Insekten wie Borkenkäfer, zum anderen nutzen die erwachsenen Raubfliegen Baumstämme oder dürre Zweige gerne als Startplätze bei der Jagd. Raubfliegen fangen und töten nämlich andere Insekten, um sich von ihnen zu ernähren.
Meist jagen Raubfliegen andere Fluginsekten, indem sie diesen von einer Sitzwarte aus auflauern, sie anfliegen und mit den Beinen ergreifen. Ihr Sehvermögen ist ähnlich hoch entwickelt wie das der Libellen, die sich ähnlich verhalten. Während Libellen ihre Beute mit den Mundwerkzeugen regelrecht zerschneiden, perforieren Raubfliegen mit ihrem kurzen, messerartigen Stechrüssel das Chitin-Außenskelett ihrer Beute. Dann saugen sie diese nach Spinnenmanier aus, nachdem sie einen Cocktail aus Nervengift und Verdauungsenzymen injiziert haben. Nur ausnahmsweise setzen Raubfliegen ihren Stechrüssel zur Verteidigung ein und nur wenige Arten könnten damit die menschliche Haut durchdringen.
Von den 81 bewerteten Raubfliegen-Arten sind rund 38 % bestandsgefährdet, 3 Arten (4 %) sind in Deutschland bereits ausgestorben oder verschollen und 6 % der Arten sind extrem selten. Nur ein knappes Drittel der in Deutschland etablierten Raubfliegenarten gilt derzeit als ungefährdet (32 %). Der Rest steht entweder auf der Vorwarnliste (11 %) oder konnte mangels ausreichender Daten nicht eingestuft werden (9 %).
Die Ursachen für die Rückgänge der gefährdeten Arten sind hauptsächlich die Verluste oder nachteiligen Veränderungen ihrer Lebensräume durch das Aufgeben der extensiven Nutzung, durch Sukzession oder die Aufforstung mit stark schattenden Baumarten. Daneben könnte die Abnahme an Beutetieren durch den allgemeinen Insektenrückgang eine Rolle spielen.
(Stand Dezember 2010)
Wolff, D. (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Raubfliegen (Diptera: Asilidae) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M.; Balzer, S.; Becker, N.; Gruttke, H.; Haupt, H.; Hofbauer, N.; Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G. & Strauch, M. (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 143–164.
Die aktuellen Rote-Liste-Daten sind auch als Download verfügbar.
1Diese Information ist nicht Teil der publizierten Roten Liste. Quelle: Wolff, D.; Gebel, M. & Geller-Grimm, F. (2018): Die Raubfliegen Deutschlands. – Wiebelsheim (Quelle & Meyer): 339 S.