...warnt die Weltnaturschutzorganisation IUCN. Vor allem die intensive Landwirtschaft, Pestizide, nicht nachhaltige Forstwirtschaft, Lebensraumverlust sowie der Klimawandel seien die größten Gefahren. Es ist die erste europaweite Untersuchung dieser Fliegenfamilie, sie wurde von der EU-Kommission beauftragt.
Nach den Bienen sind Schwebfliegen (Syrphidae) die zweitwichtigste Bestäubergruppe. Sie fliegen Blüten oftmals häufiger an als Bienen, auch können sie Pollen über lange Strecken transportieren. Schwebfliegen sind deshalb zentral für die globale Lebensmittelsicherheit. Auf natürliche Weise dezimieren sie Schädlinge in der Landwirtschaft, indem ihre Larven z.B. Blattläuse fressen.
In der neuen europäischen Roten Liste der Schwebfliegen werden 314 von 890 Schwebfliegen-Arten in Europa (37 %) mit den höchsten drei Gefährdungsstufen („Critically Endangered“, „Endangered“, „Vulnerable“) bewertet.
Um das Blatt zu wenden, müssen laut IUCN-Generaldirektor Dr. Bruno Oberle die Wirtschaft und vor allem die Landwirtschaft umgebaut und nachhaltiger werden. Habitate von Schwebfliegen – vor allem Feuchtgebiete – müssen geschützt werden. Für ihre Larven sind unter anderem Wälder mit alten Bäumen und Totholz wichtig. Schwebfliegen profitieren außerdem von nachhaltig bewirtschafteten Feldern, mit Randstreifen von Wildblumen oder Feldhecken.
Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) gibt die internationalen Roten Listen der bedrohten Arten heraus. Die Untersuchung der Schwebfliegen in der „European Red List of Hoverflies“ ist ein wichtiger Baustein der EU Pollinators Initiative. Die Ergebnisse der IUCN-Untersuchung wurden am 11. Oktober 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Rote Liste der Schwebfliegen Deutschlands wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) herausgegeben. Eine Aktualisierung der 2011 erschienenen Liste ist in Planung; das BfN wird dabei vom Rote-Liste-Zentrum unterstützt.
Der deutsche Name Schwebfliegen verweist auf ihre Fähigkeit, wie Mini-Helikopter schwebend auf einer Stelle in der Luft zu „stehen“. Viele Arten haben ein wespenähnliches schwarz-gelbes Streifenmuster auf dem Hinterleib und werden von Laien für wehrhaft gehalten, andere ähneln Wildbienen oder Hummeln, oder sind ganz unscheinbar schwarz gefärbt. In Wirklichkeit handelt es sich um völlig harmlose Fluginsekten, die weder stechen noch beißen können. In Deutschland kommen 463 etablierte Arten vor.
Insgesamt sind 31 % aller Schwebfliegenarten Deutschlands bestandsgefährdet, d.h. sie wurden in die Kategorien „Vom Aussterben bedroht“, „Stark gefährdet“, „Gefährdet“ oder „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“ eingestuft. 5 Arten (1 %) sind bereits ausgestorben oder verschollen, 5 % sind extrem selten. Etwa die Hälfte aller Schwebfliegenarten Deutschlands gilt derzeit als ungefährdet. Für die restlichen Arten reicht die Datenlage nicht für eine Einstufung aus.
Grundsätzlich ist zu beachten, dass die IUCN-Kategorien nach einer anderen Methodik ermittelt werden als die Kategorien der deutschen Roten Listen. Die Roten Listen der IUCN fokussieren stärker auf das Aussterberisiko der Arten als die deutschen Roten Listen. Die langfristige Bestandsentwicklung wird bei den Roten Listen der IUCN weniger stark gewichtet als in den Roten Listen Deutschlands. Ein direkter Vergleich der Ergebnisse ist daher nicht möglich.
Europäische Rote Liste der Schwebfliegen, European Red List of Hoverflies
Gesamtartenliste und Rote Liste der Schwebfliegen Deutschlands
Internationale Rote Listen/deutsche Rote Listen: Gefährdungskategorien im Vergleich
International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN)