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Wissenschaftlicher Name
Ichthyosaura alpestris (Laurenti, 1768)
Synonyme bzw. Name in der vorherigen Roten Liste
Mesotriton alpestris (Laurenti, 1768)
Deutscher Name
Bergmolch
Organismengruppe
Amphibien
Rote-Liste-Kategorie
Ungefährdet
Verantwortlichkeit Deutschlands
In hohem Maße verantwortlich
Aktuelle Bestandssituation
häufig
Langfristiger Bestandstrend
Rückgang, Ausmaß unbekannt
Kurzfristiger Bestandstrend
stabil
Vorherige Rote-Liste-Kategorie
Ungefährdet
Kategorieänderung gegenüber der vorherigen Roten Liste
Kategorie unverändert
Kommentar zur Taxonomie
Im Gegensatz zur letzten Roten Liste von Kühnel et al. (2009) wird der Bergmolch in der vorliegenden Fassung der Gattung Ichthyosaura zugeordnet. Mesotriton alpestris (Laurenti, 1768) und Triturus alpestris (Laurenti, 1768) sind zuvor verwendete Namen.
Kommentar zur Verantwortlichkeit
Bezogen auf das Gesamtareal, welches in diesem Fall nur Anteile Europas umfasst, repräsentieren die deutschen Vorkommen des Bergmolchs etwa 27 % (Sillero et al. 2014) und zugleich das Zentrum des Areals. Deshalb ist Deutschland für die weltweite Erhaltung der Art in hohem Maße verantwortlich.
Kommentar zur Gefährdung
Der Bergmolch kommt mit Ausnahme von Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern in allen Bundesländern autochthon vor. Als vorwiegend silvicole Art der Mittelgebirge ist er aber in der atlantischen Region Deutschlands aufgrund des geringeren Wald- und fehlenden Mittelgebirgsanteils wesentlich seltener als in der kontinentalen und alpinen Region (Thiesmeier & Schulte 2010). Die TK25-Q-Rasterfrequenz (Zeitraum 2000 – 2018) beträgt 39,66 % und liegt an der Grenze der Kriterienklassen „häufig“ und „mäßig häufig“ (Schwellenwert: 40 %). Ein Großteil der seit dem Jahr 2000 nicht wieder bestätigten älteren Nachweise im Westen Deutschlands (z. B. Rheinland-Pfalz) ist auf Erfassungs- und Meldedefizite zurückzuführen, sodass die tatsächliche Rasterfrequenz sehr wahrscheinlich höher liegt. Außerdem bildet der Bergmolch zumeist individuenreiche Vorkommen. Aus diesen Gründen wird die Art in die Kriterienklasse „häufig“ eingestuft. Der negative langfristige Bestandstrend lässt sich indirekt aus dem Rückgang von Kleinstgewässern und aus der Befestigung von Waldwegen sowie der länger zurückliegenden Förderung strukturarmer Nadelholzforste ableiten. Demnach ist ein Rückgang unbekannten Ausmaßes anzunehmen. Bedingt durch die Förderung des Laubwaldanteils in den letzten 20 Jahren wird – auch bei anhaltendem Rückgang von Kleinstgewässern – von einem stabilen kurzfristigen Bestandstrend ausgegangen. Insgesamt ergibt sich die Rote-Liste-Kategorie „Ungefährdet“. Es ergeben sich keine Änderungen bei der Einstufung der einzelnen Kriterien und der Rote-Liste-Kategorie. Der Bergmolch ist vor allem durch folgende Faktoren gefährdet (Thiesmeier & Schulte 2010): Beseitigung von Klein- und Kleinstgewässern, z. B. von wassergefüllten Fahrspuren im Zuge des Waldwege-Ausbaus; Förderung nicht standortgemäßer Nadelholzforste ohne Bodenvegetation und Totholz; Begradigung und Verrohrung von Waldbächen und Quellfassungen; Fischbesatz in Teichen; Individuenverluste durch den Straßenverkehr; Eintrag von Pestiziden und Düngemitteln in die Laichgewässer; Beseitigung von Hecken- und Saumstrukturen durch die intensive Landwirtschaft in den Landlebensräumen.
Weitere Kommentare
Als Schutzmaßnahmen sollten Fichtenforste aufgelichtet werden, in denen es Bergmolch-Bestände gibt. Das bedeutet, dass einzelne Bäume entfernt werden, um den Wuchs der Bodenvegetation zu fördern. In zahlreichen Fichtenforsten ist eine solche Auflichtung durch das Absterben von Bäumen infolge der extremen Trockenheit der vergangenen Jahre bereits erfolgt. Soweit diese oder auch andere Standorte ehemaliger Fichtenforste aufgeforstet werden, sollte die Entwicklung von Laubmischwäldern unter Verzicht von Waldkalkungen gefördert werden. Generell ist eine deutliche Erhöhung des Totholzanteils in Wäldern anzustreben. Waldbäche gilt es über einen Rückbau der Verrohrungen zu renaturieren. Zum Erhalt und zur Förderung der für die Art bedeutsamen Kleinstgewässer ist auf eine Befestigung und Versiegelung von Waldwegen zu verzichten. Vorsicht ist auch bei Grabenräumungen geboten, um Individuenverluste in Vorkommensgebieten der Art zu vermeiden. In Waldgebieten eignen sich profilierte Wegeseitengräben und -tümpel zur Wasserrückhaltung. Neben dem Effekt, dass Hochwasserereignisse abgemildert werden können, ergeben sich permanente und temporäre Gewässer als Lebensraum für den Bergmolch. Im Offenland sollte im Bereich der Laichgewässer auf einen Dünger- und Pestizideinsatz sowie auf Fischbesatz verzichtet werden. Bestehende Vorkommen können über Hecken- und Saumstrukturen sowie Waldschneisen und Energietrassen miteinander vernetzt werden. Als wenig anspruchsvolle Art kann der Bergmolch auch im urbanen Raum z. B. durch fischfreie Gartenteiche oder Regenrückhaltebecken gut gefördert werden.
Arealrand
Nördlich
Einbürgerungsstatus
Indigene oder Archäobiota
Quelle

Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien (2020): Rote Liste und Gesamtartenliste der Amphibien (Amphibia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (4): 86 S.